6. August 2008

flowers I hate - 1970's edition

... allseits beliebtes Gartenblog-feature, das meinen oft verdrängten Listenfetisch voll und ganz befriedigt. So viele Blumenbilder wie in den letzten zwei Monaten habe ich noch nie vorher angesehen und werde hoffentlich nie wieder gezwungen sein ansehen müssen, aber irgendwie muss die Wissensakkumulation ja erfolgen. Ich bin also gerüstet.
Für mich scheinen die meisten Pflanzen grundsätzlich unschuldig an all dem Horror, der mit ihnen verbrochen wurde. Aussageträger ist also nicht das grün-bunte Ding an sich, sondern der Kontext, in dem es gedeiht; oder, wie in diesem Fall, der Kontext, in dem es sich im allgemeinen Gebrauch etabliert hat, ohne den es gar nicht mehr denkbar ist. Mein persönlicher Horrorkontext ist jener des mitteleuropäischen Kleinbürgergartens der 1970er - quasi das hortikulturelle Equivalent hiervon und dementsprechend sieht meine Pflanzenauswahl auch aus. Ich bin mir sicher, dass alle folgenden Pflanzen in den Händen einer stilsicheren PflanzerIn ganz exeptionell liebliche Wirkungen hervorrufen können. Außer vielleicht die Hosta - ich weiß nicht, was mich mit der versöhnen könnte.


1. Hosta/Funkie: Nichts gegen die hübsche Blüte einzuwenden, aber das Blätterkonglomerat lässt mir kalte Schauer über den Rücken laufen. Ich weiß, ich weiß, sie ist eine Schattenstaude und im Schatten wächst so wenig, aber bevor ich mir die Hosta in meinen Lebensraum hole, mach ich dort doch lieber noch ein Kiesfeld.

2. Fuchsien: ausgeflippte Blütenform, schöne Blätter, poppige Farben - aber zusammen trotzdem Biedermeierlichkeit in Chlorophyll.

3. no comment. Ich weiß nicht einmal wie dieser Homunculus auf Deutsch heisst (engl. - passend - dusty miller) und würde vor allem für die totale Eliminierung jegliches Wissens über dessen Existenz aus den Gehirnen der MitarbeiterInnen des Wiener Stadtgartenamtes plädieren.

4. Taglilie: Schwieriger Fall. Objektiv würde ich sagen: hübsch. Aber irgendwas überkommt mich manchmal und ich spüre meine Abneigung wachsen. Auf der Ebene des Unbewussten hapert es da irgendwo. Vielleicht sollte ich das mal in der Therapie besprechen. Taglilien - Signifikant wofür?

5. Geranien/Pelargonien: Ferienappartements "Susi". 'nough said.

6. Studentenblumen/Tagetes: Langweilig. Und ein bisschen derb. Und orange. Keine guten Ausgangsbedingungen. (Aber sie hat immerhin eine wunderbare Forendiskussion über ihre Etymologie hervorgerufen, deren Sukkus in etwa lautet: Woher der Name kommt, weiß niemand so recht, aber billig/stinkend/pflegeleicht/Drogenlieferant erscheinen logisch)

7. Tränendes Herz: siehe Nr. 2

8. Spierstrauch: Wenn ich eine Magenkrankheit wäre, die sich als Blume verkleidet hat, wäre ich eine ... Spiere.

9. Astilben/Prachtspieren, d.h. eig. 8b: zugegebenermaßen ein böses Foto, aber selbst in einer weniger brutalen Farbkombination sieht die Astilbe nach ranziger Zuckerwatte aus, die bereits eine Woche unter dem Sofa verbracht hat, weil sie Klein-Rudi dort nach der Kirmes nur mal schnell ablegen wollte.

... und ansonsten sind panaschierte Blätter in jeglicher Ausprägung eine unangenehme Angelegenheit für mich - unser Kletterspindelstrauch kann sich nur in Sicherheit wiegen, weil wir semi-demokratisch gärtnern und der Rest der Sippe vollends zufrieden mit ihm ist.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Immer wieder informativ!