30. April 2009

DIY - gartengrill bauanleitung

Vorweg sei gesagt: wer nicht:
  • eine Passion fürs Maurerhandwerk schon immer verspürte
  • etwa 90 Ziegel herumliegen hat, die es endlich zu verbauen gilt
bzw.
  • eine tiefe Abneigung gegen portable Geräte an den Tag legt
sollte sich vielleicht nochmal überlegen, ob die 80 Euro Edelstahlvariante vom Baumarkt nicht doch die Gewinnerin in der Kosten/Aufwand/Nutzen-Rechnung darstellt.
Wir haben auf jeden Fall ewig an dem Ding herum gebaut (und jeweils sicher mehr als eine Stunde pro Mauerschicht gebraucht).

Im Internet gibts gar nicht so wenige Anleitungen. Viele davon sind jedoch komplizierteste Gebilde für Grill-FetischistInnen ohne Geschmack. Hier eine Seite, die ein paar gesammelt hat. Z.B jene vom Baumax oder Nr. 2 auf der Liste (von Thom Photo) - vielleicht die einfachste und sinnvollste von allen, an der wir uns am stärksten orientiert haben.
Prinzipiell aber scheint die perverse Freude an der Monstrosität zu überwiegen.

Material
  • 4 Terassenplatten á 3 Euro: 12 Euro
  • ca. 90 Ziegel (in unserem Fall 100 Jahre alte Wienerberg Ziegel, die ein bisschen größer als die 0815-Baumarkt Variante sind): 0 Euro
  • Mörtel (ein 40kg Sack war definitiv zu wenig): 2x3 Euro: 6 Euro
  • 2x5 kg feuerfester Mörtel á 8 Euro: 16 Euro
  • ca 4m Eisenstange (Durchmesser ca 0,8-1cm): ? Euro
  • ca 90 cm Eisenlatte (4cm breit): ? Euro
  • Maurerkelle
  • Schwamm
  • Wasserwaage
(all pics: klick to enlarge)



1: Grasnarbe entfernen. Bisschen Erde aufschütten (Platten sollten eher oberhalb, nicht unterhalb des Grasniveaus sitzen). Erde festtreten. 4 Terassensteine darauf und mit Wasserwaage ausrichten.
Wir haben - soweit ich mich erinnern kann - jeweils den zwei linken/rechten Platten einen leichten Abfall nach außen gegeben (quasi spitzdachförmig), damit das Wasser abrinnen kann. Fürs Mauern macht das nichts aus, weil ja die erste Schicht Mörtel ist, der die kl. Unebenheit wieder kaschieren kann.

Anmerkung Untergrund:
Eine Drainage-Schicht aus Steinen, bzw. ein Betonfundament war uns zu aufwändig. Und ich sage nur: zum Glück, weil der Grill den Winter und den (in unserem Garten extrem nassen Vor-Frühling) ohne jegliches Einsacken überstanden hat.

2. auf zum Mauern: Ziegel nehmen, unten Mörtel dran und beginnen. Nächster Ziegel bekommt nicht nur unten, sondern auch an der Schmalseite, an der er anstößt, Mörtel aufgelegt.

Anmerkung Bauhilfe: wir hatten ursprünglich aus Holzlatten und Metallwinkeln ein Lehrgerüst gebaut, damit die erste Lage aus lauter 90-Grad Winkeln besteht. Aber der Aufwand ein perfektes Lehrgerüst zu basteln steht nicht dafür. Ein größeres Winkel-Lineal (oder wie immer sowas heisst) genügt vollkommen.
Anmerkung Mörtel: In die Fuge kann dann nachher noch Mörtel hineingestrichen bzw. weggenommen werden. Immer mit Wasserwaage kontrollieren (va. horizontal) und gegebenenfalls Ziegel wieder entfernen und mit mehr/weniger Mörtel eine Gerade erzeugen.
Das richtige Mörtel-Wasser Verhältnis ergibt sich schnell von selbst. Kommt wohl auch auf eigene Schnelligkeit und Vorlieben an.
Anmerkung Ziegel: Manchmal wird geraten, die Ziegel vor der Verarbeitung in Wasser einzulegen. Wir mussten einen großen Teil sowieso von altem Mörtel befreien, ein bisschen nass sind also die meisten geworden, aber alles in allem scheint das keine allzu wichtige Regel zu sein.
Anmerkung beauty: Handschuhe tragen! Sogar mit Arbeitshandschuhen ist rissige Mumienhaut garantiert. Eincremen zwischendurch ratsam.



3. Des Durchzugs wegen haben wir nach Reihe 2 und 4 jeweils 2 Löcher mit Holzstäben produziert, die dann aus dem halbfesten Mörtel hinausgezogen werden können.

Anmerkung Zuglöcher:
das war uns dann nach dem ersten Versuchs-Grillen nicht genug Zug und wir haben weitere Löcher mit der Bohrmaschine hinzugefügt. Das erübrigt denn auch die Stöckchen-action.

4. Den überschüssigen Mörtel innen einfach mit der Kelle entfernen und außen jeweils nach einer oder zwei fertigen Reihen mit Schwamm und Wasser abwaschen. Aber nicht zu heftig, sonst schwemmt alles wieder weg.



5+6. Aus akuter Einbruchs-Panik ein Grundgerüst aus 10 Stangen quer und 1 Leiste längs. Hier schon feuerfesten Mörtel verwendet, genauso wie für die geschlossene Lage der Ziegel, die darauf ruht.

Anmerkung zu den Stäben: Wir haben die Stange mit einer Flex selbst zurechtgeschnitten, weil der Schnitt im Baumarkt extra gekostet hätte. Mit der Metallsäge händisch wäre es schlimmstenfalls auch gegangen.
Anmerkung zum feuerfesten Mörtel: da waren die verfügbaren Infos mannigfach und widersprüchlich (unbedingt nötig! für den ganzen Grill! bis zu: sinnlos, brauchts nicht!). Weil läppische 5 kg aber schon sündteuer sind, war die einzig gangbare Variante, nur die zwei Schichten, die am nächsten zum Feuer liegen damit auszustatten. Und bis jetzt steht noch alles.



8. als Grillrosthalterungen ca. 10-15 cm lange Stücke der Metallstäbe eingemauert.

Anmerkung Grillrost: Die Halterung eine Ziegellage nach der Feuerfläche war eher nicht nötig, weil zu nah an den Kohlen. PerfektionistInnen könnten vielleicht dort hineinbohren, wo sie es wünschen, und die Stifte dann mit Mörtel fixieren, um nicht von der Ziegelbreite abhängig zu sein.
den Grillrost selbst haben wir vom Baumarkt - mussten aber 2cm von ihm mit der Metallsäge entfernen (ging ganz gut), weil er etwas zu breit war.

Fazit der ErbauerInnen: coole Sache. Unserem Garten fehlen im Moment sowieso noch die Gestaltungselemente und der Grill ist vor dem Kräuterbeet ein wunderschönes pylonenhaftes Etwas.

Fazit der ersten BesucherInnen: Man murmelte von faschistischer Formensprache. Während sich der latente kleinbürgerliche Gartenanlagen-Faschismus hinter Dahlien und Akeleien herumdrückt wäre unser Grill dann quasi die offizielle Inkarnation.
Ich sag da nur: Blödsinn. klassische Moderne! nämlich.

Fazit nach einem Winter: steht noch, sogar gerade.
Ein einziger Ziegel zeigt Auflösungserscheinungen (wie das? warum nur einer?), aber es hat uns auch einmal den Metallplatten-Regenschutz hinuntergeweht und die armen antiken Ziegeln vollständig der Witterung ausgesetzt.

p.s.: falls jemand vorhätte sein Erbe in einen Klinker-Grill zu investieren - das wäre doch ganz ansehnlich:

(Quelle: backstein.de)
Ochsenblutrote Klinker scheinen mir überhaupt der ideale Gartenstein zu sein, weil die alten Ziegeln (noch viel hübscher) nicht mehr als ein paar Monate mit Erd-Kontakt aushalten und dann zerfallen. Zumindest unsere.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

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